AIDS

AIDS ist in der modernen Welt ein fast vergessener Mythos. Wirkliche Aufklärung findet kaum statt, ob in Bildungseinrichtungen oder Zuhause. Das Ziel dieses Projektes war ein Zeichen zu setzen in einer von Logos und Marken überschwemmten Gesellschaft. Es ist zu einem Wort geworden, mit dem der Künstler bestimmten Gefühlen wie Ausgrenzung, Einsamkeit und nicht verstanden fühlen, Ausdruck verleihen will. AIDS_Brand ist etwa zeitgleich mit der Pandemie entstanden und versucht die schrillen Seiten abgegrenzter Randgruppen zu portraitieren, die durch ihre Tätigkeiten, Eigenschaften und sexuelle Präferenz in die Illegalität getrieben werden. „Tabuisierung führt langsam zu einer Verrohung und Degeneration der Gesellschaft.“ Die ersten Leute, die sich zu diesem Projekt äußerten waren meist weiße heterosexuelle Männer und auch Frauen, deren Aussage darin bestand, dass ich mich mit der Verwendung dieses Wortes über Betroffene lustig machen würde. Die Intention war durch spielerische Aufarbeitung eine Basis zu schaffen, wo HIV als neutrales und nicht furchterregendes Etwas dargestellt wird. Obwohl ich Oliviero Toscani für sein Gesamtwerk sehr schätze halte ich seine AIDS-Kampagne für United Colors of Benetton für eine morallose und derbe Schikane. Als Marketing-Gag vielleicht sehr effektiv aber es hat sicherlich nicht zur Deeskalation der Situation beigetragen, sondern wurde nur dazu verwendet die Thematik medial auszuschlachten. Marketing wie dieses hat zur Massenpanik beigetragen und somit zum schlechten Ruf dieses Akronyms geführt. Eine schwer verstörte Gesellschaft bekam den Nährboden für darauffolgende psychologische Phänomene. Psychologen wie Carl Gustav Jung sahen die Gefahren nicht in einer Krankheit oder einem Krieg. Sondern in der Unfähigkeit der Bewusstwerdung und Integration von Andersheit und Defiziten in einer Gesellschaft, die es nicht erlaubt Schwäche zu zeigen.

AIDS Brand verbindet die Methodik von Graffiti mit unorthodoxer Nähkunst. Alle Patches werden händisch aufgezeichnet, ausgeschnitten und fein säuberlich aufgenäht. Die dafür verwendeten Materialien stammen von alten Klamotten oder Leder von selbst gehäuteten Ledercouchen. Durch viele Experimente mit unzähligen Schriftarten kristallisierte sich heraus, dass rundliche Schriftarten viel mehr Spielraum für individuelle Buchstabensetzung bieten. Das Auftreten kann gleichgesetzt werden mit einer Hiobsbotschaft und ist nicht ausschließlich auf die AIDS-Debatte zu beziehen sondern auf allgemeine, nationale, wie auch geopolitische Veränderungen. AIDS_Brand ist die Weiterführung der Vision von Designern und Künstlern wie Vivienne Westwood, Alexander McQueen oder Robert Indiana und Keith Haring. Westwoods erstes Geschäft zierte das Wort „SEX“ als Aushängeschild. AIDS_Brand ist das der Zeit angepasste Liebeskind, das einen ähnlichen Spirit wieder aufflammen lässt. AIDS ist ein Wort mit einer sehr negativen Konnotation und kann somit immer dem Kontext angepasst, als eine Kritik gedeutet werden. Kritisiert wird eine Konsum- und Wegwerf-Gesellschaft, die unermessliche Ausmaße angenommen hat. Kleidung steht oft in Säcken irgendwo herum. Aus diesen fertigen Kleidungsstücken werden dann die mit Applikationen und Drucken versehenen Einzelstücke. Oft werden alte Logos entweder überdruckt oder genutzt um damit etwas anderes auszudrücken. Jan:“Im Grunde sehe ich das als Kollage auf tragbarem Kanvas mit gesellschaftskritischem Beigeschmack“.

Sexuelle Entfaltung spielt in der menschlichen Entwicklung eine große Rolle. HIV-Positive, haben heutzutage zwar medikamentös regulierte CD4 Werte und sind somit nicht mehr ansteckend, haben jedoch trotzdem große Schwierigkeiten einen Partner/ eine Partnerin zu finden. Deswegen bin ich der Meinung, dass die Angst vor HIV mittlerweile das größere Problem als die Ursache darstellt.